Es können sehr unterschiedliche Veränderungen der Erbsubstanz in den Zellen des Brustdrüsengewebes Ursache für Brustkrebs sein. Diese Unterschiede führen dann auch dazu, dass die Karzinome in der Brust in ihren Eigenschaften völlig unterschiedlich sind. Diese Unterschiede zeigen sich z.B. in Wachstumsgeschwindigkeit, Metastasierungspotential und Ansprechen auf bestimmte Medikamente.
Dementsprechend gibt es auch sehr unterschiedliche Therapieansätze. Wir können hier nur verschiedene Ansätze beschreiben. Welche davon angewandt werden, können nur die behandelnden Ärzte und der Patient im konkreten Fall entscheiden.
Ist ein bösartiger Tumor in der Brust diagnostiziert worden, so ist in vielen Fällen die Entfernung dieses Tumors der erste Behandlungsschritt. Damit soll eine Verbreitung einzelner Krebszellen auf den gesamten Körper verhindert werden. Ggf. werden auch befallene Lymphknoten entfernt.
Zusätzlich wird in bestimmten Fällen eine örtliche Bestrahlung durchgeführt um einen lokalen Rückfall zu verhindern.
Auch wenn in der Ausbreitungsdiagnostik noch keine Metastasen erkennbar sind, können sich bereits einzelne Brustkrebszellen im Körper verbreitet haben. Um zu verhindern, dass diese sich weiter vermehren und in anderen Organen Metastasen bilden wird meist eine sog. adjuvante Therapie empfohlen. Ziel dieser adjuvanten Therapie ist eine dauerhafte Heilung der Erkrankung. Je nach Eigenschaften des Tumors kommen hier Antihormontherapie, Chemotherapie und Antikörpertherapie zum Einsatz.
Antihormontherapie
Der männliche Brustkrebs ist in mehr als 90% der Fälle hormonabhängig. Das Wachstum wird von den weiblichen Hormonen angeregt, die auch im männlichen Körper gebildet werden. Die Andockstellen für die Hormone an den Krebszellen, können durch bestimmte Medikamente blockiert werden. So verlieren die Zellen ihr Wachstumspotential.
Alle Erkenntnisse deuten darauf hin, dass diese „Rezeptorblockade“ durch das Medikament Tamoxifen auch bei Männern wirksam ist und somit das Risiko von Rezidiven verringert und die Chancen auf eine dauerhafte Heilung verbessert.
Allerdings ist nicht klar, ob Männer im gleichen Maße von der Therapie profitieren wie Frauen, wie die optimale Dauer der Therapie ist und wie die Nebenwirkungen gemildert werden können. Im Vergleich zu anderen Krebstherapien ist die Tamoxifentherapie weniger belastend. Allerdings wird empfohlen das Medikament für eine Dauer von mindestens fünf Jahren einzunehmen. Es wird geschätzt, dass ca. 20 Prozent der Männer die Therapie trotz der vergleichsweisen geringen Nebenwirkungen vorzeitig abbrechen.
Bei Frauen kommt häufig die Therapie mit sog. Aromatasehemmern zum Einsatz. Hier ist das Prinzip nicht die Rezeptorblockade, sondern die Unterdrückung der weiblichen Hormone im Körper. Für Männer gibt es hierfür keine Empfehlung. Zwar wird durch dieses Medikament auch beim Mann die Umwandlung von Testosteron und anderen hormonellen Vorstufen in Östrogene gehemmt. Allerdings werden ca. 20% der Östrogene beim Mann direkt in den Hoden erzeugt. Dies kann durch die Aromatasehemmer nicht beeinflusst werden. So kann die notwendige Hormonunterdrückung nur mit gleichzeitiger Anwendung von GnrH-Analoga erreicht werden. Diese Medikamente legen die Funktion der Hoden still, was deutliche Auswirkungen auf die körperliche Leistungsfähigkeit, Sexualität und die Psyche hat. Auch bei dieser kombinierten Therapie ist eine Wirksamkeit bei Männern nicht durch Studien belegt.
Chemotherapie
Eine Chemotherapie basiert auf der Erkenntnis, dass sich Krebszellen schneller teilen als gesunde Körperzellen. Sie sind daher für die Chemotherapeutika deutlich empfindlicher. Da aber die Behandlung für alle Körperzellen eine Belastung darstellt, treten auch teils starke Nebenwirkungen auf. Wenn der Brustkrebs nicht hormonabhängig ist oder schon lokal fortgeschritten ist oder bestimmte Merkmale einer größeren Aggressivität festgestellt werden wird häufig eine Chemotherapie empfohlen. In Grenzfällen ist die Abwägung zwischen Nutzen und Nebenwirkungen der Chemotherapie schwierig. Dann können sog. Genexpressionstests weitere Hinweise geben, ob eine Chemotherapie sinnvoll ist.
Antikörpertherapie
Bei einem „HER 2 neu- positiven“ Brustkrebs findet sich auf der Krebszelle eine massiv erhöhte Anzahl von bestimmten Wachstumsrezeptoren. Eine adjuvante Behandlung mit dem Antikörper Trastuzumab kann auch diese Rezeptoren blockieren und die Chancen auf eine dauerhafte Heilung verbessern. Bei einem erhöhten Rückfallisiko werden durch den Antikörper Pertuzumab weitere Rezeptoren blockiert (duale Rezeptorblokade).
Wird bei der Erstdiagnose bereits festgestellt, dass eine Chemotherapie notwendig ist, so wird meist von der Reihenfolge – erst Operation dann Chemotherapie – abgewichen. Wird die Chemotherapie vor der Operation angewandt kann kontrolliert werden, ob ein Medikament ausgewählt wurde, dass auf den Tumor – und damit auch auf möglicherweise bereits verbreitete Krebszellen – wirksam ist.
Es kann dann durchaus sein, dass durch die vorgezogene systemische Therapie der Tumor in den bildgebenden Verfahren nicht mehr nachweisbar ist. Das spricht für eine gute Heilungschance. Operiert werden muss aber trotzdem. Nur so kann durch den Pathologen das komplette Verschwinden des Tumors nachgewiesen werden.
Adjuvante Therapien senken die Wahrscheinlichkeit für Rezidive und Metastasen und führen im günstigsten Fall zu einer dauerhaften Heilung. Ob eine adjuvante Therapie wirksam ist, kann also nur durch Studien festgestellt werden, die die unterschiedlichen Behandlungen nach einen längeren Zeitraum auswerten. Um eine relevante Aussage zu bekommen, muss hier eine große Anzahl von Patienten in Studien eingeschlossen werden. Weil nicht genügend Patienten zur Verfügung stehen scheitern oft Studien bei seltenen Erkrankungen. So sind auch die Belege für eine Wirksamkeit der adjuvanten Therapien beim männlichen Brustkrebs nicht so eindeutig wie bei erkrankten Frauen.
Bei der Therapie des metastasierten Brustkrebses kann dagegen das Ansprechen der Therapie direkt verfolgt werden.
Daher werden die Behandlungsansätze, die bei Frauen angewandt werden auch auf Männer übertragen und können so lange fortgeführt werden wie sie wirken.
Der metastasierte Brustkrebs ist in der Regel nicht mehr heilbar. Die Behandlung hat den Zweck, das Tumorwachstum so lange wie möglich zu kontrollieren und Beschwerden durch die Erkrankung zu mildern. Mediziner sprechen dann von „Palliativer Behandlung“. Dieser Begriff löst bei Krebspatienten große Ängste aus. Es muss aber betont werden, dass heute sehr viele Medikamente zur Verfügung stehen und je nach Verlauf die Lebenserwartung noch viele Jahre betragen kann.